Verwaiste Flughäfen, fast leere Züge, Autobahnen ohne Staus: Der Reiseverkehr ist durch Corona stark zurückgegangen. Da liegt die Vermutung nahe, dass Geschäftsreisen derzeit untersagt sind. Doch das stimmt nicht. Trotz der Reisewarnungen waren sie die ganze Zeit vom Gesetzgeber erlaubt und sind es auch weiterhin. Allerdings finden momentan nur wenig Geschäftsreisen statt. Das liegt vor allem daran, dass Firmen ihre Mitarbeiter schützen wollen und sie daher nicht reisen lassen. Sobald allerdings die geltenden Kontaktbeschränkungen stärker gelockert werden, steigt auch wieder die Zahl der Geschäftsreisen. Wir haben zehn Prognosen aufgestellt, wie sich aus unserer derzeitigen Sicht die Geschäftsreise in Zukunft entwickeln wird.

1. Persönliche Meetings:
Wie im Privatleben sehnen sich Beschäftigte auch im Beruf nach persönlichen Begegnungen – von Mensch zu Mensch. Videokonferenzen sind kein Ersatz für persönliche Treffen. Geschäfte lassen sich immer noch am besten persönlich abschließen. Deshalb starten Geschäftsreisen wieder, wenn die derzeitigen Reiseeinschränkungen gelockert werden. Virtuelle Meetings finden weiterhin ergänzend statt.

2. Veränderungen:
Auch wenn wieder mehr Geschäftsreisende unterwegs sind, wird es zunächst neue Ausprägungen geben. Erstens werden Geschäftsreisen so kurz wie möglich gehalten. Zweitens werden die Reiseziele vorerst nur in Deutschland oder Europa liegen. Drittens könnten die Reisenden mehr Wert auf Nonstop-Verbindungen legen, um Kontakte zu minimieren.

3. Nachhaltigkeit:
Die Finanzkrise am Ende der Nullerjahre führte dazu, dass die Business-Class auf Kurzstreckenflügen bedeutungslos wurde. Die Auswirkung der Corona-Krise verändert die Geschäftsreise und lässt sie nachhaltiger werden. Das bedeutet, dass Geschäftsreisende innerdeutsch statt Flugzeug lieber das Auto oder die Bahn wählen, wenn die Distanz das zulässt. In Summe wird es weniger Geschäftsreisen geben.

4. Touch & Tech:
Die Online und offline Welt wird noch mehr verschmelzen. Touch & Tech wird immer wichtiger – also die Verbindung von persönlichem Service (Touch) mit digitalen Kundenschnittstellen (Tech). Eine telefonisch gebuchte Geschäftsreise per App verändern? Zu einer online gebuchten Geschäftsreise persönliche Betreuung erhalten? Das Omnichannel-Prinzip setzt sich durch.

5. Engere Zusammenarbeit:
Die Reiseplanung ändert sich. Firmen werden künftig noch enger mit ihren Geschäftsreisebüros zusammenarbeiten. Das liegt daran, dass nicht mehr nur der Preis oberste Priorität hat. Hygienebestimmungen, Stornierungsbedingungen und Quarantäneauflagen müssen bei Geschäftsreise-Buchungen berücksichtigt werden. Unternehmen werden Geschäftsreisen wegen des enormen Rechercheaufwands künftig seltener auf eigene Faust buchen und sich häufiger auf die Experten ihres Geschäftsreisebüros verlassen.

6. Unterstützung durch Profis:
Die Bedeutung der Geschäftsreisebüros wird zunehmen. Ihre Unterstützung ist für Geschäftsreisende in Corona-Zeiten ein enormer Vorteil, weil die vielfältigen Informationen in den Geschäftsreisebüros zusammenlaufen und die spezialisierten Reiseprofis sich um alles kümmern können. Diese Dienstleistung zugunsten des Traveller Centricity wird zunehmend wertgeschätzt und gewinnt an Bedeutung.

7. Umgang mit Risikofaktoren:
Durchdachtes Travel Risk Management zahlt sich aus. Unternehmen werden sich ihrer Fürsorgepflicht verstärkt bewusst sein. Corona bleibt als Risikofaktor dauerhaft bestehen. Dazu können sich Unannehmlichkeiten wie Streiks und politische Unruhen gesellen oder schlimmstenfalls Terroranschläge. Firmen werden daher verstärkt in das Thema Travel Risk Management investieren.

8. Längere Reisezeiten:
Die Zahl der Geschäftsreisen wird sinken. Die Hauptgründe sind das geringere Angebot an Flugverbindungen und dynamische Änderungen der Ein- und Ausreisebedingungen. Hinzu kommt, dass sich mit Flügen nicht mehr so viel Zeit sparen lässt. Künftig drohen aufgrund der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften lange Wartezeiten vom Check-In bis hin zum Verlassen des Flugzeugs.

9. Geschäftsreisen auf dem Prüfstand:
Firmen werden künftig die Notwendigkeit von Geschäftsreisen stärker hinterfragen. Eingebrochene Umsätze, andere Arbeitsabläufe und hoher Kostendruck führt dazu, dass alles auf den Prüfstand gestellt wird. Mit dem Ergebnis, dass nicht mehr jede Geschäftsreise als notwendig erachtet wird.

10. Steigende Preise:
Firmen müssen künftig für Geschäftsreisen höhere Ausgaben einplanen. Zum einen führt das geringere Flugangebot zu höheren Preisen. Zum anderen werden Hotels ihre Preise erhöhen, um das ausgefallene Geschäft zu kompensieren. Deshalb sollten Unternehmen die Höchstbeträge in ihrer Reiserichtlinie anpassen.

Auch wenn die neue Normalität zunächst ungewohnt ist: Die Vorfreude auf die erste Geschäftsreise dürfte nach der langen Zeit des Verzichts trotzdem groß sein.