Während der ersten zwei Jahre der Covid-Pandemie waren Geschäftsreisen so gut wie unmöglich, und viele Unternehmen haben in technische Möglichkeiten investiert, um Treffen digital abzuhalten. Seit 2022 sind persönliche Reisen wieder möglich – aber sind sie auch noch nötig?

Die Antwort ist ein klares Ja. Geschäftsreisen ziehen deutlich an und werden 2024 voraussichtlich wieder das Vor-Pandemie-Niveau von 1,4 Billionen Dollar Umsatz weltweit erreichen. 2027 sollen 1,8 Billionen Dollar in Reichweite kommen. Welche Trends treiben das erstaunliche Comeback?

Starke internationale Wirtschaft

Die meisten westlichen Volkswirtschaften haben sich im Jahr 2023 auf eine Rezession oder zumindest stark verlangsamtes Wachstum eingestellt, beeinflusst von internationalen Konflikten, weltweiten Lieferkettenproblemen und einem immensen Anstieg der Energiepreise. Diese Befürchtung hat sich nicht realisiert. Im Gegenteil: In China werden 5,0 Prozent Wachstum für 2023 prognostiziert, in den USA stabile 2,1 Prozent, in der EU immerhin 0,6 Prozent. In Deutschland wurden trotz stagnierender Wirtschaft fast 70 Milliarden Dollar für Geschäftsreisen ausgegeben – ein Zuwachs von 38 Prozent gegenüber 2022.

Persönliche Treffen sind effektiver als digitale

In einer Befragung von 4.700 Geschäftsreisenden aus 22 Ländern Nord- und Lateinamerika, Europa und der Asien-Pazifik-Region geben 82 Prozent der Befragten an, dass Geschäftsreisen wichtig sind für den Unternehmenserfolg. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) sehen die persönlichen Treffen mit Geschäftspartnern sogar als sehr wichtig an.

Steigende Reisebudgets

Diese Erkenntnis sorgt dafür, dass die Reisetätigkeit 2024 voraussichtlich weiter zunehmen wird: Zwei Drittel der Einkäufer gehen davon aus, dass ihre Budgets im Jahr 2024 steigen werden. Damit wird allerdings nicht verschwenderisch umgegangen. 62 Prozent der Befragten betonen die Priorität des Kostenmanagements. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist damit ein deutlich wichtigerer Faktor als Sicherheitsfragen (44 Prozent) oder Nachhaltigkeit (37 Prozent). Die nachrangige Bedeutung der Sicherheitsfragen erklärt sich allerdings daraus, dass diese Frage bei vielen Reisezielen unproblematisch ist.

Europa zieht langsamer nach

Im Gebiet der EU und in Osteuropa läuft die Erholung langsamer. Hierbei kommen mehrere Faktoren zusammen: Der Ukrainekrieg sorgt für Unsicherheit, und das Wirtschaftswachstum in der EU ist geringer als in anderen großen Volkswirtschaften. Somit liegt das Buchungsniveau internationaler Reisen erst bei 69 Prozent des Vor-Pandemie-Stands. Es besteht also noch viel Raum für Erholung in den kommenden Jahren. Allerdings sind Europäer stärker als der Rest der Welt geneigt, aus Klimagründen auf Geschäftsreisen zu verzichten.

„Bleisure“-Reisen im Aufwind

Ein nicht ganz neuer Trend – möglicherweise als Nachholbedarf-Reaktion auf die Lockdowns – ist die Zunahme sogenannter Bleisure-Reisen (Kunstwort aus „Business“ und „Leisure“): Kombinationen von Geschäfts- und Vergnügungsreisen. Im Hilton Trend Report geben 56 Prozent der Geschäftsreisenden an, ihren Aufenthalt zu verlängern, um vor oder nach der Arbeit Freizeit zu haben. 70 Prozent geben an, die lokale Kultur und Küche erkunden zu wollen. Fast die Hälfte (46 Prozent) überlegt, Familienmitglieder oder Bekannte mitzunehmen. Auch diese neue Entwicklung trägt spürbar dazu bei, dass die Geschäftsreisetätigkeit sich sichtlich erholt.